Wie hängen EZB-Leitzins und Bauzinsen zusammen?

30.06.2025 – Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wirken sich nicht nur auf Banken und Finanzmärkte aus – sie können auch indirekt die Bauzinsen betreffen. Was bedeutet eine Senkung oder Erhöhung des Leitzinses für Ihre Baufinanzierung?

Zusammenhang EZB-Leitzins & Bauzinsen
, Das Wichtigste in Kürze

  • Der EZB-Leitzins beeinflusst die Bauzinsen nur indirekt, vor allem aber über seine Wirkung auf den Geld- und Kapitalmarkt. 
  • Bauzinsen orientieren sich an der Rendite langfristiger Anleihen, etwa zehnjähriger Bundesanleihen. 
  • Markterwartungen zu Inflation, Wachstum und Zinsentscheide spielen eine große Rolle bei der Entwicklung der Bauzinsen.  
  • Eine Leitzinssenkung führt nicht automatisch zu niedrigeren Bauzinsen – die Richtung der Zinsentwicklung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. 

Was ist der EZB-Leitzins?

Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt das Ziel der Preisstabilität in der Eurozone. Um das zu erreichen, steuert sie mit ihrer Geldpolitik unter anderem die Zinsen im Markt – allen voran den Leitzins. 

Der Leitzins gibt den Zinssatz vor, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können. Damit steuert die EZB die Liquidität im Markt, die Inflation und letztlich auch das  Wirtschaftswachstum im Euroraum. Je nachdem, ob die EZB den Leitzins erhöht oder senkt, wird es für Banken teurer oder günstiger, sich Geld zu leihen. Das wiederum hat Auswirkungen auf den gesamten Finanzmarkt – auch auf Kredite oder Ihre Baufinanzierung. Warum der Leitzins aber nur indirekt die Bauzinsen beeinflusst, erklären wir Ihnen im Folgenden.  

Ein zentrales Mittel, mit dem die EZB ihre Geldpolitik umsetzt und den Leitzins steuert, ist das sogenannte Hauptrefinanzierungsgeschäft

Dabei verleiht die EZB wöchentlich Geld an Geschäftsbanken. Der Zinssatz dafür heißt Hauptrefinanzierungssatz. Ist in den Medien oder im Alltag vom „EZB-Leitzins“ die Rede, ist meist dieser Zinssatz gemeint. Er gibt an, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken für kurze Zeit – für eine Woche – Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen können. Dieser Zinssatz ist das wichtigste Instrument, mit dem die EZB Einfluss auf das allgemeine Zinsniveau nimmt. Daneben gibt es zwei weitere Zinssätze: 

Spitzenrefinanzierungssatz

Der Zins gilt für Banken von sehr kurzfristig aufgenommenen Krediten. Kurzfristig meint hier “über Nacht”. Er wirkt wie eine Zins-Obergrenze auf dem Geldmarkt innerhalb eines Tages und beeinflusst damit, ob sich Banken kurzfristig günstig oder eher teurer mit Geld versorgen können.

Einlagefazilität (Einlagenzins)

Ein Zins, den Banken erhalten oder zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der EZB parken bzw. anlegen. Ist der Einlagensatz hoch, lohnt es sich für Banken eher, ihr Geld bei der EZB anzulegen, anstatt es in Form von Krediten an Kunden weiterzugeben.  

Ändert die EZB diese Zinssätze – also trifft einen sogenannten Zinsentscheid – beeinflusst das die Geldmenge, das Zinsniveau und die Kreditvergabe in der gesamten Eurozone.

Aktueller EZB-Leitzins 

Ein weiteres Merkmal des Leitzinses der Europäischen Zentralbank ist, dass er im Laufe eines Jahres mehrmals angepasst werden kann. In der Regel erfahren Sie in den Medien von einer Leitzinssenkung oder einer Erhöhung. Aber auch wir halten Sie hier auf dem Laufenden: 

Die Europäische Zentralbank passt Ihren Leitzins regelmäßig an. Der Hauptrefinanzierungssatz – der wichtigste, der drei Leitzinsen – liegt derzeit bei 2,15%. Genaueres zu dem aktuellen  Zinsentscheid können Sie in unserem Ratgeber zur EZB-Zinssenkung lesen.  

Hier haben wir Ihnen die aktuellen drei Zinssätze (Stand: 05.06.2025) noch einmal im Überblick aufgelistet:

LeitzinssatzHauptrefinanzierungssatzAktueller Wert2,15% (Stand: 05.06.2025)
LeitzinssatzSpitzenrefinanzierungssatzAktueller Wert2,40% (Stand: 05.06.2025)
LeitzinssatzEinlagefazilität (Einlagenzins)Aktueller Wert2,0% (Stand: 05.06.2025)

EZB-Leitzins Entwicklung 

Rückblickend betrachtet zeigt die Entwicklung des EZB-Leitzinses in den vergangenen Jahren (von 1999 bis 2025) ein Auf- und Ab der Zinsen.

Zwischen Juli 2022 und Oktober 2023 hatte die EZB die Zinsen mehrfach erhöht, um die hohe Inflationsrate zu bekämpfen. Der Hauptrefinanzierungssatz stieg in dieser Phase von 0 Prozent auf 4,50 Prozent.  

Im Juni 2024 begann die Zinswende: Die EZB senkte erstmals wieder den Leitzins – ein klarer Kurswechsel in der Geldpolitik. Grund war, dass die Inflation deutlich zurückgegangen ist und gleichzeitig die Sorge um ein nachlassendes Wirtschaftswachstum im Euroraum zunahm. 

Seitdem hat die Zentralbank ihre Zinssätze mehrfach gesenkt – bislang sechsmal, in kleinen Schritten von je 0,25 Prozentpunkten. Marktbeobachter erwarten, dass es im weiteren Verlauf dieses Jahres (2025) zu weiteren Zinssenkungen kommen könnte, sofern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht verschärfen. Der Streit um Zölle mit den USA belastet die Wirtschaft und niedrigere Kreditzinsen könnten die wirtschaftliche Lage unterstützen. 

Die Prognose: Die Leitzinsen könnten im Laufe des Jahres 2025 noch weiter sinken – Experten zufolge noch bis zu dreimal. 

Was sind Bauzinsen und wer legt sie fest?

Möchten Sie ein Haus bauen oder eine Immobilie kaufen und dafür eine Baufinanzierung bei der Bank aufnehmen, zahlen Sie für das geliehene Geld der Bank Zinsen. Anders als der Leitzins werden Bauzinsen nicht direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgegeben. Vielmehr richten sich Bauzinsen nach den Zinssätzen am Kapitalmarkt, besonders nach der Entwicklung der Renditen von langfristigen Anleihen – zum Beispiel deutschen Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit.  

Banken kalkulieren Bauzinsen auf Grundlage dessen, was sie sich selbst am Markt leihen müssten – also ihre eigenen Finanzierungskosten. Hinzu kommen ein Risikoaufschlag sowie eine Gewinnmarge. Deshalb ist der Bauzins kein einheitlicher Wert, sondern je nach Bank individuell. Er hängt von vielen wirtschaftlichen Faktoren, aber auch von Ihrer Bonität, also Ihrer Kreditwürdigkeit, ab.

Wie beeinflusst der Leitzins die Bauzinsen?

Auch wenn ein direkter Zusammenhang zwischen Leitzins und Bauzinsen nicht besteht, so kann sich der Leitzins indirekt auf Bauzinsen auswirken. 

Die EZB beeinflusst mit dem Leitzins, insbesondere dem Hauptrefinanzierungssatz, das allgemeine Zinsniveau in der Eurozone. Dieser gibt an, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken kurzfristig Geld bei der Zentralbank leihen können. Der Hauptrefinanzierungssatz dient so als zentrales Instrument zur Steuerung von Inflation und Wirtschaftswachstum. 

Eine Leitzinssenkung macht Kredite günstiger, die somit Investitionen und Konsum anregen kann. Umgekehrt dämpft eine Anhebung des Leitzinses die Kreditnachfrage und ist ein Instrument gegen die Inflation. Der Leitzins beeinflusst damit über das allgemeine Zinsumfeld auch die Finanzierungskosten am Kapitalmarkt.

Warum wirkt sich das nicht direkt auf die Bauzinsen aus?

Anders als Dispozinsen oder Sparzinsen hängen Bauzinsen nicht direkt vom Leitzins ab. Denn bei Baufinanzierungen handelt es sich in der Regel um langfristige Kredite – mit langen Laufzeiten von zehn, 15 oder sogar 30 Jahren. Für solche Zeiträume sind nicht die kurzfristigen Zinsen (wie der Leitzins), sondern langfristige Kapitalmarktzinsen ausschlaggebend.  

Die Bank muss im Vorhinein einschätzen können, wie sich das Zinsniveau über diese langen Laufzeiten entwickeln könnte. Geht sie davon aus, dass die Zinsen künftig steigen, wird sie Ihnen einen Zinssatz anbieten, der über dem aktuellen Zinsniveau liegt – ansonsten würde Sie Ihnen das Geld zu günstig verleihen und Verluste riskieren.  

Um solche Prognosen zu treffen, orientieren sich Banken vor allem an den Kursen bestimmter Wertpapiere. Besonders entscheidend sind dabei die Renditen von Staatsanleihen – von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen und Pfandbriefen. Pfandbriefe sind spezielle Anleihen, mit denen sich Banken Kapital von Anlegern leihen, um dieses beispielsweise für Sie als Baufinanzierung weiterzugeben.

Der Zinssatz, den Sie für Ihre Baufinanzierung bekommen, ergibt sich aus der Rendite der Pfandbriefe plus einem Aufschlag, der die Kosten und Risiken der Bank abdeckt. Da diese Anleihen besonders sicher sind, orientieren sich viele Banken bei der Kalkulation ihrer Bauzinsen an deren Rendite.  

Wie hängen EZB-Leitzins und Bauzinsen möglicherweise doch zusammen?

Wenn die EZB den Leitzins senkt, erwarten viele Anleger, dass die Wirtschaft angekurbelt wird. Gleichzeitig sinkt oft die Erwartung einer Inflation – oder sie steigt, je nach Ausgangslage. Diese Erwartungen wirken sich stark auf die Nachfrage nach Staatsanleihen aus:

Anleger erwarten niedrige Zinsen

Wenn Anleger davon ausgehen, dass die Zinsen in Zukunft niedrig bleiben (z. B. wegen einer Leitzinssenkung), kaufen viele von ihnen sichere Anleihen wie Bundesanleihen. Weil die Nachfrage steigt, steigt auch der Preis dieser Anleihen. Gleichzeitig bedeutet das: Die sogenannte Rendite – also der Ertrag für neue Käufer – sinkt. 

Anleger erwarten hohe Zinsen

Wenn Anleger jedoch mit steigender Inflation oder höheren Zinsen rechnen, verkaufen sie ihre Anleihen, um ihr Geld lieber anderswo anzulegen. Dadurch sinkt der Preis der Anleihen – und die Rendite steigt. 

Weil Bauzinsen sich unter anderem an diesen Renditen orientieren, können sich diese Bewegungen des Kapitalmarkts unmittelbar auf die Bauzinsen auswirken.  

Wichtig: Nicht erst der tatsächliche Zinsentscheid der EZB ist also entscheidend, sondern bereits die Erwartung der Märkte. Kündigt die Europäische Zentralbank eine Leitzinssenkung an, kann der Kapitalmarkt sofort reagieren – und die Bauzinsen sinken schon vor dem eigentlichen Beschluss. Ebenso können die Bauzinsen steigen, obwohl der Leitzins noch gar nicht gestiegen oder gesunken ist – etwa weil Investoren mit einer baldigen Erhöhung des Leitzinses rechnen.

Was bedeutet das für Ihre Baufinanzierung?

Der Leitzins beeinflusst über den Geldmarkt das allgemeine Zinsumfeld. Da eine Baufinanzierung zu den langfristigen Anlagen zählt, wirken sich Zinsänderungen der EZB im Gegensatz zu den Bewegungen auf dem Geldmarkt oft zeitverzögert und milder aus.

Bauzinsen richten sich in erster Linie an langfristigen Kapitalmarktzinsen aus, die wiederum von Markterwartungen, Prognosen für Inflation, Konjunkturdaten und politischen Entwicklungen geprägt sind. Banken orientieren sich zwar an den Signalen der Zentralbank, doch entscheidend ist vor allem, wie sich die Märkte entwickeln – insbesondere der Geldmarkt, der Kapitalmarkt und die langfristigen Erwartungen von Investoren. 

Deshalb ist der Zusammenhang zwischen EZB-Leitzins und Bauzinsen zwar vorhanden, aber eher indirekt – und manchmal überraschend. Erfahren Sie mehr zur Bauzinsentwicklung.

Wichtig dabei: 

  • Die Ankündigung einer Zinserhöhung oder Zinssenkung beeinflusst häufig bereits die Entwicklung der Bauzinsen – noch bevor der eigentliche Zinsentscheid erfolgt. 
  • Auch andere Faktoren wie Inflationsrate, Handelspolitik, Zölle oder globale Krisen können die Märkte bewegen – unabhängig von der EZB. 
  • Statistiken, Prognosen und die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum sind entscheidend für die Zinserwartungen. 

Geldpolitische Signale können sich also mittel- bis langfristig auch auf Baufinanzierungen auswirken.

Beispiel
, EZB-Zinserhöhungen seit 2022 

Die Auswirkungen vergangener Zinsentscheidungen zeigen exemplarisch, wie stark geldpolitische Maßnahmen den Baufinanzierungsmarkt beeinflussen können: 

  • Das Zinsniveau für Baufinanzierungen stieg von unter einem Prozent auf über vier Prozent, teilweise sogar noch mehr innerhalb weniger Monate. 
  • Die Raten für Baukredite wurden deutlich teurer.  
  • Die Nachfrage nach Baufinanzierungen ging damit zurück. Trotz der gesunkenen Nachfrage blieben Immobilienpreise vielerorts stabil oder stiegen sogar weiter – vor allem wegen des anhaltenden Mangels an verfügbarem Wohnraum. 

Diese Phase zeigt deutlich, wie stark ein Zinsentscheid in Kombination mit anderen Faktoren wie Inflation und Nachfrage den Immobilienmarkt beeinflusst. 

Bauzinsen verstehen & Tipps für Bauherren

Wie Sie sehen, ist der EZB-Leitzins zwar ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Bauzinsen – jedoch nicht der einzige. Möchten Sie eine Immobilie finanzieren, sollten Sie die geldpolitische Lage und den Kapitalmarkt beobachten. Vergleichen Sie außerdem individuelle Finanzierungsangebote.

Aktuell liegen die Bauzinsen bei einem effektiven Jahreszins zwischen circa 3,5% und 4,0% (Mai 2025) und werden als moderat eingestuft.   

Tipps für Bauherren:  

  • Möchten Sie eine Immobilie kaufen oder bauen, ist es wichtig, gegen steigende Zinsen vorzugehen. Sichern Sie sich frühzeitig günstige Zinsen, beispielsweise mit einer längeren Zinsbindung von 15 bis 20 Jahren – besonders in volatilen Marktphasen. 
  • Ein guter Finanzierungsplan mit festen Zinsen ist der beste Weg, um den Traum vom Eigenheim auch in Zeiten steigender Bauzinsen zu verwirklichen. 
  • Bedenken Sie zudem, dass eine gute Baufinanzierung nicht nur vom aktuellen Zins, sondern auch von Ihrer eigenen Bonität, dem Markt und dem richtigen Zeitpunkt abhängt. 

Lassen Sie sich von einem Experten beraten, beobachten Sie die Zinsentwicklung kontinuierlich und treffen Sie Ihre Entscheidung besonders in Hinblick auf Ihre persönliche Lebenslage und Finanzsituation. Erfahren Sie außerdem in unserem Ratgeber anhand einer einfachen Formel, wie viel Kredit Sie sich wirklich leisten können.  

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