US-BIP wächst schwächer, Inflation zu hoch

Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2024 um 1,6% gewachsen und damit weniger als zuvor und als erwartet.

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Dr. Christoph Balz, Bernd Weidensteiner

Commerzbank Economic Research

25. April 2024

Die inländische Endnachfrage expandiert aber weiterhin kräftig. Dies schlug sich nur deshalb nicht im BIP-Wachstum nieder, weil ein größerer Teil davon durch Produkte aus dem Lager und dem Ausland bedient wurde. Auch wenn die Expansion nicht mehr ganz so schwungvoll ist wie im zweiten Halbjahr 2023, hält sich die US-Wirtschaft angesichts der restriktiven Geldpolitik noch ganz gut. Die US-Notenbank dürfte keine Eile sehen, die Zinsen zu senken, zumal der für sie zentrale Deflator der Konsumausgaben höher als erwartet ausfiel.

Daten: Im ersten Quartal 2024 ist die US-Wirtschaft um 1,6% gewachsen (diese und alle folgenden Wachstumsraten sind auf Jahresrate hochgerechnete Veränderungsraten gegen Vorquartal). Das war weniger als erwartet (Konsens 2,5%, Commerzbankprognose 2,2%).

Details: Wachstumstreiber war wie in den vergangenen Quartalen der private Konsum (+2,5%), der von den vielen neuen Jobs profitiert. Er legte allerdings weniger zu als erwartet.

Außerdem expandierte der Wohnungsbau 13,9%, wobei der zwischenzeitliche Rückgang der Hypothekenzinsen geholfen haben dürfte.

Die Unternehmen investierten 2,9% mehr. Dies lag vor allem an den Investitionen in intellektuelle Eigentumsrechte wie Software (5,4%), während der Wirtschaftsbau stagnierte, nachdem er in den Quartalen zuvor angetrieben durch staatliche Förderprogramme spürbar zugelegt hatte.

Interpretation: Die US-Wirtschaft hat an Schwung verloren nach dem kräftigen Wachstum im dritten (4,9%) und vierten Quartal 2023 (3,4%). Angesichts der Belastungen durch die restriktive Geldpolitik ist es aber beachtlich, dass das Tempo immer noch nahezu dem Trendwachstum von – laut US-Notenbank – 1,8% entspricht

Zudem spiegelt das BIP-Wachstum die Stärke der inländischen Endnachfrage nur unzureichend wider. Denn ein größerer Teil davon wurde durch Produkte aus dem Lager und dem Ausland bedient. Insgesamt zog dies 1,2 Prozentpunkte vom BIP-Wachstum ab. Die inländische Endnachfrage legte somit um 2,8% und damit weiterhin kräftig zu.

Wir erwarten unverändert, dass die Wirtschaft wegen der hohen Zinsen langsamer expandieren wird. So sind die Kapitalmarktzinsen zuletzt wieder gestiegen, nachdem sich Spekulationen auf baldige Leitzinssenkungen als voreilig erwiesen haben. Gleichzeitig gibt es aber auch keine Anzeichen, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abstürzt.

Die Inflation ist der Fed weiter zu hoch

Die realwirtschaftliche Entwicklung dürfte der Fed aktuell wenig Sorgen bereiten; die Details der heutigen BIP-Zahlen waren schließlich besser als es die enttäuschende Wachstumszahl nahelegt. Merklich schlechter läuft es bei der Inflation. Der Deflator des privaten Verbrauchs ohne Nahrung und Energie legte im ersten Quartal um 2,9% gegenüber dem Vorjahr zu. Einen besseren Eindruck von der aktuellen Preisdynamik gibt die auf Jahresrate hochgerechnete Veränderungsrate gegenüber dem 4. Quartal 2023, die auf 3,7% nach oben schnellte. In den beiden Vorquartalen hatte sie jeweils nur bei 2% gelegen. Hinter dieser überraschend schlechten Entwicklung dürften Revisionen für Januar und Februar stecken (die Monatsdaten werden erst morgen veröffentlicht). Dies legt auch die unter den Erwartungen liegende Zuwachsrate des realen privaten Verbrauchs nahe. Diese Zahlen geben der Fed nicht die notwendige Zuversicht, dass sich die Inflation bald in Richtung des 2%-Ziels abschwächt. Dies wurde von Fed-Chef Powell immer als Voraussetzung für eine Zinssenkung genannt. Wir sehen uns in unserer Prognose bestätigt, dass die Fed die Zinsen erst im Dezember senkt.

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