Hohe Euroraum-Inflation mehr als eine Episode?

Die nächste Woche anstehenden März-Zahlen zu den Verbraucherpreisen im Euroraum werden zeigen, ob sich der Preisauftrieb zuletzt tatsächlich wieder verstärkt hat.

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Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

28. März 2024

Dies würde zwar wohl kaum eine erste Zinssenkung der EZB im Juni verhindern, aber insgesamt das Abwärtspotenzial für die Leitzinsen einschränken. In den USA dürfte die Beschäftigung auch im März deutlich zugelegt haben.

Lange Zeit erschien es nur als eine Frage der Zeit, bis die Inflationsrate im Euroraum wieder auf das EZB-Ziel von 2% zurückkehren würde. Denn seit ihrem Hochpunkt im Herbst 2022 bei über 10% ist die Teuerungsrate ähnlich schnell gefallen wie sie zuvor gestiegen war. Zuletzt hat sich dieser Rückgang allerdings deutlich verlangsamt, und der unterliegende Preisauftrieb hat sich sogar wieder verstärkt. So hat der Kernindex ohne die häufig sehr volatilen Preise von Energie und Nahrungsmittel in den ersten beiden Monaten des Jahres gegenüber dem jeweiligen Vormonat recht kräftig um 0,3% zugelegt, während er in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres im Durchschnitt nur etwa halb so stark zugelegt hatte.

Wenn sich dieses Tempo in den kommenden Monaten fortsetzt, würde sich die Kernteuerungsrate in den kommenden Monaten bei etwa 3% stabilisieren und damit weiter deutlich über dem EZB-Ziel liegen. Und hierfür gibt es durchaus Argumente. Denn offensichtlich scheint der dämpfende Einfluss der fallenden Energiepreise auf die Preise von Dienstleistungen nachzulassen, sodass diese wieder eindeutig von dem Effekt der kräftig steigenden Lohnkosten dominiert wird. Darum gehen wir davon aus, dass der Kernindex im März ähnlich stark zugelegt hat wie in den beiden Vormonaten und deshalb die an ihm gemessene Kernteuerungsrate nur geringfügig von 3,1% auf 3,0% gefallen ist. Da die Energiepreise wohl leicht gefallen sind und damit niedriger sind als vor einem Jahr, dürfte die gesamte Teuerungsrate von 2,6% auf 2,4% zurückgehen, damit aber vorerst ihren Tiefpunkt erreicht haben.

Schon veröffentlicht sind die nationalen Zahlen aus Spanien. Weitere Hinweise auf die am Mittwoch nächster Woche anstehenden Euroraum-Zahlen werden die heute und am morgigen Karfreitag veröffentlichten nationalen Zahlen aus Portugal und Frankreich geben, denen am kommenden Dienstag die Zahlen aus Deutschland folgen werden. Dabei dürfte die deutsche Inflationsrate wohl sogar auf 2% fallen. Aber auch wird dürfte die unterliegende Dynamik wohl ähnlich hoch bleiben wie im Januar und Februar.

Gerade vor dem Hintergrund der weiter fallenden Gesamtteuerungsrate dürften diese Zahlen die EZB kaum von einer ersten Zinssenkung im Juni abhalten. Dafür waren die entsprechenden Hinweise bei der letzten Pressekonferenz und in vielen Äußerungen einzelner EZB-Ratsmitglieder zu eindeutig. Würde sich die Kernteuerungsrate aber tatsächlich deutlich über 2% stabilisieren, würde dies das Tempo und das gesamte Ausmaß der Zinsschritte merklich einschränken.