Ein Startup mit 100 Jahren Erfahrung

01.06.2023 – Interview mit Christina Diem-Puello, Geschäftsführerin DD Deutsche Dienstrad GmbH

Christina Diem-Puello sitzt entspannt und lachend auf einem Stuhl, der Kopf ist leicht zur Seite gedreht und im Hintergrund ist eine große Lampe zu sehen, wie sie für Ausleuchtungen von Räumen genutzt wird.

„Unsere unternehmerische Familiengeschichte begann bereits vor 100 Jahren und seitdem sind wir der Fahrradbranche verbunden. Gemeinsam bringen wir das Fahrrad in die digitale Realität und leben unsere Vision, die Mobilitätswende für Deutschland voranzutreiben.“

Unternehmen mit Enkelfähigkeit

Henning Heide fotografierte das Interview mit unserer Unternehmerkundin. Die Liste der Prominenten, mit denen er schon gearbeitet hat, ist lang. Jedes Mal stellt sich ihm die bange Frage, ob es funktioniert. Bei Christina Diem-Puello dauerte es nicht lange, gute Motive zu schießen. Veni, vidi, vici…

Die junge Frau aus Schweinfurt kam lächelnd ins Fotostudio, sah gut aus und siegte sich sozusagen direkt in die Herzen der Foto-Crew. Christina Diem-Puello ist eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen Deutschlands, sie zählt für das Wirtschaftsmagazin „Capital“ zu den Top 40 unter 40, für das Handelsblatt zu den 50 Top-Unternehmerinnen Deutschlands. Sie ist aktives Mitglied im Club der Unternehmerinnen der Commerzbank, Investorin, Beirätin, seit 2020 erfolgreiche Gründerin, ein Shooting-Star mit einem verblüffend einfachen Erfolgsrezept: „Innovationsgeist und Herzenswärme.“

Eine Menschenfängerin, die es gemeinsam mit ihrem Mann geschafft hat, mit der DD Deutsche Dienstrad GmbH ein Erfolgsmodell der Zukunft zu schaffen. Der etwas sperrige Titel steht für eine innovative Mobilitätsform - dem Fahrradleasing. Gleichzeitig repräsentiert der Name die innere Überzeugung der Unternehmerin, Tradition und Digitalisierung zu verbinden und dieses durch ihre eigene Persönlichkeit zu branden und zu vermarkten.

Fahrrad-Leasing ist ja erstmal nicht ein sexy Produkt an und für sich, deswegen ist das Storytelling sehr, sehr wichtig.

Die Unternehmerin erzählt im Interview weiter: Denn was durch das Leasing erzeugt wird, ist supersexy: Nachhaltigkeit, CO2-Reduktion, in Zeiten des Fachkräftemangels ein moderner, innovativer Benefit, der auch für Spaß, Wohlbefinden und Gesundheit steht. Es ist kostenbewusst und wird hauptsächlich in der Freizeit genutzt.

Uns war von Anfang an klar, dass wir die Konsumierenden abholen müssen, und wer kann das besser als der Mensch, der das wirklich voller Leidenschaft lebt? Das Personal Branding war für mich in den vergangenen Jahren eine steile Lernkurve, aber mittlerweile macht es mir wahnsinnig viel Freude.

Das Unternehmen hat die gebürtige Fränkin vor zweieinhalb Jahren mit ihrem Ehemann Maximilian Diem gegründet. Sie spricht viel lieber von Ausgründung, denn sie stammt aus einer Unternehmerfamilie mit über hundert Jahren Erfahrung im Fahrrad-Business. 1921 machte sich ihr Ururgroßvater, der Radrennfahrer Engelbert Wiener, mit einer gleichnamigen Einzelhandelsfirma selbständig, um, na klar, Fahrräder zu vertreiben. Sie arbeitet zunächst im Familienunternehmen, lernt das Geschäft von Anfang an und kann auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen. Daher legt Christina Diem-Puello, die für alle nur „die Tina“ ist, darauf wert, kein Start-up zu sein, höchstens, wie sie sagt, „ein hundert Jahre altes Start-up.“

Angesichts der Familiengeschichte ist der konservativ anmutende Firmenname „Deutsche Dienstrad“ bewusst gewählt, „weil er auch eine gewisse Redlichkeit und Erfahrung ausstrahlt.“ Das Fundament für den Unternehmensgeist der Familie, die unter anderem die erste automatisierte Produktionsanlage in Deutschland in Betrieb nahm, Fahrradmarken ins Leben rief und mit die treibende Kraft des E-Bike-Trends war. Damals auch durch die Vision einer Frau. Susanne Puello hat ihrer Tochter die Unternehmerinnen-DNA vererbt, sie gefordert, gefördert und geprägt. Die Mutter von vier Kindern ist das Vorbild der Geschäftsführerin von Deutsche Dienstrad, die das Familienerbe mit Innovation in einer digitalen Welt weiterführen will. Sie sagt häufig „Unternehmen brauchen Enkelfähigkeit“, das muss, wie das Beispiel von Deutsche-Dienstrad zeigt, aber nicht über die klassische Unternehmensübergabe laufen.

Innovationsgeist mit Herzenswärme

Die Idee ist ganz einfach: Unternehmen können für Angestellte Fahrräder und E-Bikes leasen. Das Angebot wird vom Bund steuerlich gefördert. Dem Arbeitgeber entstehen nach dem Model keine Kosten oder Aufwände, Arbeitnehmer*innen sparen bis zu 40 Prozent im Vergleich zu einem Privatkauf. Vollkaskoversicherung und Mobilitätsgarantie inklusive. Der Clou, der Unterschied zu vergleichbaren anderen Unternehmen, ist der „Mobility Hub“, ein Bike-Shop integriert in die eigene Plattform. Über die Deutsche Dienstrad stehen den Nutzern über 80.000 Fahrräder zur Ansicht zur Verfügung, angeboten von über 6.000 Fachhändlern deutschlandweit.

Wie beim Autoleasing können die Produkte auf persönliche Wünsche konfiguriert und bei den jeweiligen Arbeitgebern beantragt werden. Prämisse hierbei ist immer die Fachhändler stärkende Devise „Support your local“. Nur zwei Jahre nach dem Start zählen bereits namhafte Unternehmen zu Kunden, die den Mobility Hub nutzen, wie z. B. den Automobilzulieferer Hella, das Luxusunternehmen LVMH, Moet Hennesy Deutschland, Fressnapf, Schleich und viele mehr. Solch ein Erfolg ist nur mit vollem Einsatz und Leidenschaft möglich. Freizeit und Urlaub waren in den letzten Jahren kaum möglich. Erholung sucht Tina im Sport und natürlich beim Fahrradfahren.

Auch viele Ihrer Mitarbeiter*innen sind begeistert dabei, so sind gemeinsame Touren und Feiern keine Seltenheit. „Die Nähe zu meinen Mitarbeitern ist mir wichtig“, kommentiert die Unternehmerin die gemeinsamen Aktivitäten. Dies wird bei dem rasanten Wachstum immer schwieriger, da immer mehr Arbeitnehmende hinzukommen.

Es ist das Ergebnis nächtelanger Diskussionen im Jahr 2017, Brainstorming, das Füllen von Papier mit Ideen, Verwerfen, strategischer Überlegungen. Ein Paar, das sich auch beruflich voll ergänzt. Tina Diem-Puello meint stolz über ihren Max: „Mein Mann kommt aus der Strategieberatung, hat die größten Finanzdienstleister in Deutschland mitdigitalisiert, für mich ist er ein Digitalgott. Und meine Komponente ist das, was ich im elterlichen Betrieb, zum Teil im Ausland in den USA, gelernt habe: Marketing, Vertrieb, HR. Insofern haben wir uns perfekt gematcht. Und wir wollten 100 Prozent unabhängig, selbstständig finanziert sein. Unabhängig von der Familie wollten wir unser eigenes Ding machen."

Wir sind komplett selbstständig, eigenständig finanziert, ohne Anteilseigner, dank der Commerzbank.

Mit der Commerzbank gestartet und gewachsen

Ein halbes Jahr wurden Businesspläne nicht verstanden, neue erstellt, „wir sind ein halbes Jahr lang kopflos durch den Markt gerannt, bis wir einem Mann von der Commerzbank gegenübersaßen. Er hat unser Geschäftsmodell sofort verstanden, er kannte auch die Geschichte und die Power meiner Familie und ist selbst begeisterter Triathlet. Er war für uns das Glück, das man als Unternehmer*in auch braucht. Meine Mutter sagt immer: "Das Glück ist mit dem Tüchtigen.“

Die Commerzbank half nicht nur durch die erste Krise wegen der Lieferengpässe in der Coronazeit, sie garantierte auch Wachstum mit immer neuen Marken, beendete unternehmerisches Zweifeln und Ängste, die Freigabe von Krediten gab auch eine neue Sicherheit:

Mit der Unterstützung der Bank war uns klar: Jetzt planen wir nicht mehr so konservativ, jetzt alles auf diese Karte: Go! Und dann sind wir sehr, sehr stark gewachsen.

Es mag vielleicht kitschig klingen, aber die positive Erfahrung mit der Finanzierung hat Tina Diem-Puello so geprägt, dass sie lachend von sich sagt: „Manchmal denke ich gelb und empfehle anderen Gründer*innen die Commerzbank. Ich schätze die Partnerschaft, den respektvollen Umgang, die konstruktiven Gespräche.“ Ihre Mitgliedschaft im Club der Unternehmerinnen der Commerzbank ist für sie eine Herzenssache. Gründer*innen müssen Gründer*innen unterstützen. Den Club findet sie so großartig, weil „genau dort der Austausch sattfindet, es entsteht der Nährboden für Innovation“ und neue Investitionsmöglichkeiten. Themen, die in einer Finanzwelt der Männer unvorstellbar wären. Stillkissen und Periodenunterwäsche sind Gründungsthemen, die eben auch Verständnis und Austausch brauchen. Flügel für den Mut, zu fliegen und sich abzuheben.

„Also, der Club der Unternehmerinnen steht ja jetzt am Anfang, ich bin aber sehr stolz und finde das super, was die Commerzbank da macht. Ich bin auch im Verband Deutscher Unternehmerinnen, wo wir natürlich das Thema Gründerinnen, Mentoring, Coaching und Finanzierung schon länger anbieten. Das sind einfach ganz, ganz wichtige Themen, auch für die Zukunft. Frauen können der Motor eines neuen Wirtschaftswunders sein.“

Und die Männer? „Meine Mutter hat mal einen schönen Satz geprägt: „Liebe Frauen, behaltet euch den Wert der Diplomatie und vermischt es erfolgreich im gemeinsamen Doppel.“ Also nur mit Mann und Frau im Tandem, mit verschiedenen Stärken und Ausprägungen kann man wirklich erfolgreich ein Unternehmen führen. Das sehe ich zum Beispiel bei meinem Mann und mir, wir ergänzen unsere Schwächen und Stärken perfekt zueinander.“ Innovationsgeist und Herzenswärme verbinden eben.

Zwölf Fragen an Christina Diem-Puello

Was ist für Sie Mut?

Das, was man tut trotz vermeintlicher Risiken und Ängste. Mut für mich ist: machen.

Wie wichtig sind Mentor*innen?

Sie sind unverzichtbare Mutmacher*innen, die neue Perspektiven und Reflexion ermöglichen.

E-Bike oder auch Mountainbike?

Beides 😊

Ihr erstes Fahrrad?

Ein altes Teil. Der Schuster hat eben die schlechtesten Leisten. Mein Opa hat mich draufgesetzt und angeschubst. Ich bin den Berg runter und prompt gegen ein Auto gekracht.

Fahren Sie ein Auto?

Manchmal einen Mercedes, aber meistens Fahrrad. Ich bin Frischluftfanatikerin.

Urlaub?

Sehr viel tatsächlich in der Region. Also, ich liebe die Alpen, aber genauso die Küste. Sylt im Winter ist für mich ein Highlight. Keine Menschen, viel Platz in der Natur. Ich bin ein Outdoor-Typ. Fahrradfahren und Laufen. Früher Langstrecken. Das füllt meine Energie auf und zügelt zugleich das Temperament. Manchmal.

Vorstellung von eigener Familie?

Ja, definitiv.

Erziehungsideale?

Einfach mal locker bleiben, Liebe und Fürsorge, ohne Helikopter-Mutter zu sein. Und nicht zu viel Ehrgeiz: Der Nachwuchs muss bis zum Kindergarten nicht vier Sprachen sprechen können …

Größter Kindheitstraum?

Elite-Springreiterin zu werden. Ich hatte viele Jahre Pferde, ich bin auch im Kader geritten, nur, irgendwann meinten aber meine Eltern: Du musst jetzt auch mal anfangen, für deine Brötchen mal was selbst zu verdienen. Als habe ich Ferienjobs im Unternehmen angefangen.

Was haben Sie sich aus Ihrer Kindheit bis heute bewahrt?

Mein kindliches Lachen und den Humor.

Weitere Stärken?

Netzwerken (lacht) und austauschen. Gute Beratung hilft gegen Luftschlösser und erdet. Unternehmertum läuft immer in Wellen. Ein Auf und Ab.

Über welche frühen Talente sprechen Ihre Eltern gerne?

Wir waren zuhause alle superstarke Persönlichkeiten. Vor allem meine Mutter, mein Vorbild: Sie ist dabei locker geblieben. Wir sind eine sehr herzensnahe Familie. Meine Eltern meinten immer, ich lande mal irgendwann im Theater.

Mehr über Deutsche Dienstrad erfahren: www.deutsche-dienstrad.de

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