Leben im Miniformat: Kosten eines Tiny House

01.02.2022 – Hier erhalten Sie wichtige Infos zum minimalistischen Wohntrend Tiny House und mit welchen Anschaffungskosten zu rechnen ist.

Ein weißes Auto auf einer Wiese transportiert ein Tiny House auf Rädern - Die Kosten von einem Tiny House

Was ist ein Tiny House?

Tiny Houses sind, neben Minihäusern, durch eine geringe Wohnfläche und eine minimalistische Ausstattung auszeichnen. In Deutschland noch nicht ganz verbreitet, ist das Tiny House eine Alternative für nachhaltiges und ökologisches Wohnen. In diesem Artikel erfahren Sie, für wen sich diese Raumwunder eignen, welche Ausbaustufen es gibt und welche Kosten für Bau und Inhalt des kleinen Hauses anfallen.

Tiny Houses – Kleine Häuser ganz groß!

Tiny House heißt zunächst Minihaus. Diese stellen seit der Finanzkrise 2007 einen neuen Wohntrend in den USA dar und die kleinen Minihäuser erfreuen sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Während in der Vergangenheit die Minihäuser bei uns eher temporär als Gartenhaus, Wochen- oder Ferienhaus genutzt wurden, rücken sie zunehmend auch als vollwertiges Eigenheim in den Fokus des Interesses, nicht zu verwechseln mit einem Wohnwagen. Die Mieten steigen, Wohnraum ist knapp und nur wenige können sich ein Haus leisten. Die Reduzierung der Wohnfläche und das steigende Umweltbewusstsein ist bei Tiny Houses angesagt – und zwar in allen Bereichen: geringe Preise und eine minimalistische, auf Funktionalität getrimmte Inneneinrichtung. Zudem verfügen zahlreiche Tiny Houses über ein mobiles Fahrgestell, sodass sich das Haus perfekt in einen ortsunabhängigen Lebensstil einfügt.

Welche unterschiedlichen Modelle gibt es?

Der Begriff Tiny House ist nicht genau definiert, daher gibt es von zahlreichen Herstellern und Anbietern unterschiedliche Modelle. Allen gemeinsam ist, eine (relativ) kleine Wohnfläche, wobei die Ausstattung bei den kleinen Minihäusern variieren kann. Im Groben werden bei den Herstellern folgende Größen unterschieden:

  • Tiny House bei einer Fläche von 15 bis 50 Quadratmeter
  • Small House bei einer Fläche zwischen 50 und 100 Quadratmeter

Tiny House on Wheels – mit dem eigenen Zuhause unterwegs

Ein Haus auf Rädern bietet die maximale Flexibilität bei ständigem Ortswechsel. Allerdings müssen bestimmte Maße eingehalten werden, damit das Tiny House auf der Straße unterwegs sein darf. Das Gewicht von 3,5t inklusive Inhalt darf von den Herstellern nicht überschritten werden. Daraus ergibt sich auch die relativ kleine Grundfläche von maximal 25 Quadratmeter.

Modulhaus

Die nächstgrößere Variante der Hersteller ist das Modulhaus oder auch Containerhaus, bei dem einzelne Elemente im Baukastensystem gestapelt werden. Die Grundfläche des Hauses beträgt meist zwischen 15 und 100 Quadratmeter. Ausstattung und Inhalt des Hauses sind variabel. Ein Fundament ist meistens nicht notwendig, lediglich ein Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss muss bereitgestellt werden. Bei einem Umzug wird das Haus mithilfe eines Lkws an seinen neuen Standort transportiert.

Minihaus

Ein Minihaus hat in jedem Fall keine Räder. Die Bauweise ist bei einem Micro- oder Minihaus wesentlich aufwendiger, was sich auch in Dämmung und Ausstattung bemerkbar macht. Die Hersteller bieten Minihäuser mit maximal 100 Quadratmeter Wohnfläche an, die vom Inhalt perfekt auf die Bedürfnisse eines Ein- bis Zwei-Personenhaushalts zugeschnitten. Individuelle Grundrisse und eine hochwertige Ausstattung sind typische Merkmale des Minihauses.

Autark Leben im Tiny House?

Für einige Hersteller und Anbieter stehen Autarkie und Ökologie im Fokus. Je nach Vorgaben beim Baurecht können folgende Bereiche beim Tiny Home realisiert werden:

  • Photovoltaikanlage mit Speicher für die Stromversorgung
  • Solarthermie zur Warmwasseraufbereitung
  • Abgaswärmetauscher für Warmwasser
  • Stromgewinnung aus Kleinwindanlage
  • Holzofen zur Wärmegewinnung
  • Nutzung von Regenwasser für die Toilette und die Waschmaschine
  • Pflanzenkläranlage

Tiny House Movement - Nicht nur Architektur, auch Lebensphilosophie

Ursprünglich sind Tiny Houses aus der Not heraus entstanden: Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise waren viele Amerikaner gezwungen, ihre Wohnfläche zu verkleinern, um Kosten einzusparen. Heutzutage entscheiden sich viele Menschen nicht mehr nur aus Kostengründen für diese reduzierte Wohnform. Die Anhänger des sogenannten Tiny House Movement bilden bewusst einen Gegenpol zur Konsumgesellschaft. Wer seine Wohnfläche im Haus minimiert, entscheidet sich ganz bewusst für wichtige andere Dinge des Lebens und reduziert seinen Besitz auf das Wesentliche. Viele Menschen empfinden dies als befreiend. Dazu gesellt sich der ökologische Aspekt, denn je kleiner das Haus, desto kleiner ist auch sein ökologischer Fußabdruck. Viele Hersteller haben sich aus diesem Grund auf eine ökologische Bauweise der kleinen Häuser spezialisiert.

Für wen eignet sich ein Tiny House?

  • Single und Paare mit geringem Platzbedarf
  • Studenten
  • Senioren
  • Abenteurer auf Reisen
  • Bekennende Minimalisten
  • Anhänger ökologischer Wohnformen

Kauf, Miete oder Pacht? - Der Standort für das Zuhause im Miniformat

Die Suche nach einem perfekten Standort für das neue Tiny House stellt sich häufig als Herausforderung dar. Bauplätze sind nahezu eine Rarität in vielen Regionen und die Ausmaße für ein Tiny House in vielen Fällen räumlich und preislich überdimensioniert. Wer sein Tiny House auf einem Bauplatz bauen will, benötigt nach dem Baurecht eine Baugenehmigung. Es gibt aber zunehmend immer mehr Möglichkeiten, ein Tiny House auf einer gepachteten Stellfläche zu realisieren.

  • Kauf eines Grundstücks für maximalen individuellen Gestaltungsfreiraum
  • Private Miet- oder Pachtgrundstücke z.B. in Wochenendhaussiedlungen
  • Feste Standplätze auf einem Campingplatz
  • Sogenannte Tiny-House-Siedlungen, die speziell auf diese Wohnphilosophie ausgerichtet sind

Tipp: Stellen Sie im Vorfeld beim Bauamt eine Bauvoranfrage, die Sie maximal eine Gebühr von 100€ kostet. Somit bekommen Sie eine sichere Aussage, ob Sie auf diesem Grundstück die Baugenehmigung gemäß Baurecht bekommen werden.

Finanzierung: Es gilt einiges zu beachten!

Die Finanzierung eines Tiny Houses ist nicht ganz so einfach wie bei einer fest mit dem Grundstück verankerten Immobilie. Steht das Tiny House auf einem eigenen Grundstück, so kann ein im Grundbuch abgesichertes Darlehen zur Finanzierung des Tiny Houses genutzt werden. Steht das Tiny House auf einem gepachteten Grundstück, fehlen die Sicherheiten für eine Baufinanzierung. In diesem Fall könnte ein Privatkredit die Anschaffung eines Tiny Houses unterstützen. Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne und helfen Ihnen bei der Umsetzung Ihres Wohntraums.

Welche Faktoren beeinflussen die Kosten?

Untergrund

Je nach Stellplatz muss für einen ausreichend stabilen Untergrund, notfalls auch durch Fundamente gesorgt werden.

Wohnfläche

Je größer die Wohnfläche des Tiny House, desto höher die Kosten.

Innenausstattung und Einrichtung

Platzsparende Lösungen mit hoher Funktionalität sind in einem Tiny House das A&O. Die Einrichtung kann günstig und einfach gestaltet sein, manche Hersteller von Tiny Houses setzen aber auch in puncto Design Maßstäbe, was wiederum die Kosten in die Höhe treibt.

Ausbaustufe und Eigenleistung

Die Ausbaustufe bestimmt maßgeblich den Preis. Sind Sie handwerklich begabt, bauen Sie Ihr Tiny House preisgünstig mit einem Bausatz komplett selbst. Bestellen Sie schlüsselfertig beim Hersteller, ziehen Sie in ein voll ausgestattetes Tiny House zum Festpreis ein.

Preisbeispiele für unterschiedliche Tiny Houses

  • Tiny House on Wheels, komplett ausgestattet mit 18 Quadratmeter:
    Ca. 45.000€ (2.500€ / Quadratmeter)
  • Tiny House als Rohbau mit 20 Quadratmeter:
    Ca. 20.000€ (1.000€ / Quadratmeter)
  • Modulhaus, komplett ausgestattet, mit 29 Quadratmeter und 10 Quadratmeter überdachte Terrasse:
    Ca. 100.000€ (3.440€ / Quadratmeter)

Mieten Sie dauerhaft einen Standplatz auf einem Campingplatz oder in einer Wochenendhaussiedlung, kommen je nach Lage mindestens 1.000€ jährlich hinzu. Vergessen Sie zudem nicht die Nebenkosten wie Strom, Wasser, Abwasser und Müllgebühren.

Vor- und Nachteile eines Tiny House

Wie oben aufgelistet, kann für bestimmte Personenkreise ein Tiny House als alternativer Wohnraum genutzt werden. Wir haben für Sie die Vor- und Nachteile eines Tiny Houses zusammengefasst:

Vorteile eines Tiny Houses – Nachhaltig und praktisch

  • Geringe Baukosten: Aufgrund der geringen Wohnfläche liegen die Kosten für den Bau eines Tiny Houses deutlich unter einem normalen Wohnhaus.
  • Kleines Grundstück völlig ausreichend: Aufgrund der geringen Wohnfläche lässt sich ein Tiny House auch auf einem sehr kleinen Grundstück bauen.
  • Immer mobil und flexibel: Ein Tiny House ist so gebaut, dass es transportiert werden kann. Wer in eine andere Stadt umzieht, nimmt sein Zuhause einfach mit.
  • Umweltfreundlich: Durch die kleinere Wohnfläche ist der CO2-Ausstoß geringer und somit auch der ökologische Fußabdruck.
  • Leben statt Putzen: Das Haus ist klein und der Inhalt minimalistisch. Deswegen sparen Sie viel Zeit beim Putzen und für die Instandhaltung.
  • Zusätzlicher Wohnraum: Ein Tiny House kann vielfältig genutzt werden, falls Wohnraum fehlt - als Wochenendhaus, Büro oder als Gästezimmer.
  • Downsizing als neuer Trend: Viele Menschen folgen dem Minimalismus-Trend und fragen sich, was wirklich die wichtigen Dinge im Leben sind – Platz für Überflüssiges gibt es nicht.

Nachteile eines Tiny Houses – nicht für jeden geeignet

  • Kein Platz für Familie und Freunde:
    In manchen Tiny Houses ist es bereits zu eng, wenn eine Person dazu kommt.
  • Abstriche beim Wohnkomfort:
    Ein Tiny House bedeutet Wohnen auf kleinstem Raum. Schmutz und Gerüche verteilen sich im gesamten Haus.
  • Planungsfehler vermindern Wohnqualität:
    Design und Funktionalität haben in einem Tiny House oberste Priorität. Kleine Fehler in der Planung können den Wohnalltag erheblich beeinträchtigen.
  • Planungseckdaten müssen eingehalten werden:
    Ein Tiny House ist mobil, deshalb müssen je nach Art bestimmte Maße eingehalten werden. Mit Inhalt darf das Gewicht eines fahrbaren Hauses nicht mehr als 3,5t betragen.
  • Aufwendige Baugenehmigungen nötig:
    Wird das Tiny House zum Hauptwohnsitz, handelt es sich um ein offizielles Bauvorhaben. Es gelten die Bestimmungen des Baurechts aus Flächennutzungs- und Bebauungsplan der zuständigen Stadt oder Gemeinde.
  • Stellplatz muss genehmigt werden:
    Selbst zum Abstellen benötigen Sie einen genehmigungsfähigen Abstellplatz. Beim Abstellen auf Privatgrund kann eventuell eine Baugenehmigung nötig sein. Erkundigen Sie sich auf der zuständigen Behörde!
  • Nicht barrierefrei:
    Das Bett ist in einem Tiny House meistens nur über eine enge Treppe erreichbar.
  • Auf Verkehrssicherheit muss geachtet werden:
    Wird das Tiny House auf einem Anhänger transportiert, muss es regelmäßig zum TÜV und Steuern sind auch fällig.
  • Nur das Nötigste passt rein:
    Wer in einem Tiny House wohnt, muss sich bezüglich des Inhalts des Hauses sehr beschränken. Vor allem, wenn das Tiny House mobil ist. Um es zu transportieren, darf es die 3,5t nicht überschreiben. Beim Inventar spielt das Gewicht deshalb eine maßgebliche Rolle.
  • Keine Belastung für das Tiny House im Grundbuch möglich:
    Wird für den Hausbau ein Kredit benötigt, wird dieser häufig über eine Grundschuld im Grundbuch abgesichert. Dies ist beim Bauen eines Minihauses nicht möglich, wenn das Gebäude nicht mit dem Fundament verbunden ist.
  • Mobilität bringt Umstände:
    In Deutschland ist Wohnen nur auf erschlossenen Grundstücken gestattet. Wer regelmäßig umziehen möchte, muss sich jedes Mal mit den zuständigen Wasser- und Elektrizitätswerken auseinandersetzen. Zudem benötigen Sie bei längerer Wohndauer eine Baugenehmigung, die bei jedem Umzug neu eingeholt werden muss.
  • Problemfall Versicherungen:
    Die meisten Versicherungen sind auf Immobilien mit einem Fundament ausgelegt. Deshalb ist es schwierig, für das fahrbare Zuhause eine geeignete Gebäudeversicherung zu finden.

Probewohnen empfohlen – Urlaub im Tiny House

Bevor Sie ein Tiny House kaufen und Ihr erspartes Geld investieren, sollten Sie sich vergewissern, dass der minimalistische Lebensstil zu Ihnen passt. Es ist deshalb eine gute Idee, vor der Kaufentscheidung mit dem Wohnen auf engstem Raum Erfahrungen zu sammeln. Nutzen Sie einen Urlaub beispielsweise an Nord- oder Ostsee, um auf einem Campingplatz ein Tiny House zu testen. Fühlen Sie sich bereits nach kurzer Zeit eingeschränkt und beengt? Dann sollten Sie sicherheitshalber eine andere Wohnform wählen.

Spartipps für ein Tiny Hous

Sie sind von dem Konzept begeistert und sehen Ihre Zukunft in einem von Ihnen geplanten Tiny House? Wir haben für Sie Tipps zusammengefasst, wie Sie zu Ihrem Tiny House kommen.

Günstigere Ausbaustufe wählen

Wer handwerklich begabt ist, spart durch Eigenleistung viel Geld

Auf ein günstiges Grundstück achten

Ein kleines Haus sieht auch auf einem kleinen Grundstück groß aus. Achten Sie daher beim Kaufen eines Grundstücks auf den Preis und die Größe.

Platzsparende Möbel

Wer seine Möbel und den Inhalt des Tiny Houses mit Bedacht auswählt oder auch auf clevere Einbaulösungen setzt, hat mehr von seiner Wohnfläche

Mit Beleuchtungskonzept Platz und Strom sparen

Sparen Sie Kosten durch energiesparende LEDs und setzen Sie eingebaute Strahler.

Wintergarten für zusätzlichen Wohnraum

Wer ein fest installiertes Tiny House sein Eigen nennt, gewinnt durch einen angebauten Wintergarten zusätzlichen Wohnraum.

Auf ein günstiges Grundstück achten

Autark ist das Stichwort – sparen Sie Kosten durch eine Photovoltaikanlage, Abgaswärmetauscher und einem Holzofen.

Küche effizient planen

Küchenhersteller bieten platzsparende Geräte an. Verzichten Sie nicht auf die Geschirrspülmaschine, denn in einem Tiny House gibt es wenig Abstellfläche.

Finanzielle und persönliche Freiheit durch ein minimalistisches Wohnkonzept

Die unterschiedlichsten Gründe sprechen für das Wohnen in einem Tiny House. Nicht zuletzt sind es der zunehmende Mangel an Wohnraum sowie die steigenden Preise für Immobilien und Mieten. Aber hinter dem Wohnen auf kleinster Fläche steckt auch eine ganz eigene Philosophie. Die Reduktion auf das Wesentliche und die Mobilität eröffnen Tiny-House-Besitzern ungeahnte Möglichkeiten bezüglich Nachhaltigkeit und persönliche Freiheit. Trotzdem sollten Sie sich den Kauf eines Tiny House sehr gut überlegen. Häufig kommen mehr Kosten auf Sie zu, als Sie im Vorfeld denken. Baugrundstücke sind sehr teuer und zudem benötigt auch das kleinste Tiny House nach gültigem Baurecht eine Genehmigung zum Bauen. Günstige Alternativen sind Grundstücke mit Pachtverträgen.

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