Black Friday 2023: Ist die Schnäppchenjagd noch zeitgemäß?

20.11.2023 - Alle Fakten zum Black Friday!

Eine lächelnde junge Frau mit Sonnenbrille geht mit einigen Shoppingtüten an einer Reihe von Schaufenstern vorbei

Rabatte, Sonderangebote und spezielle Aktionen sorgen für volle Einkaufskörbe – und das nicht nur am Black Friday, sondern auch am darauffolgenden Cyber Monday. In Sachen Nachhaltigkeit und maßlosem Konsum steht der Black Friday immer wieder in der Kritik. Zurecht?

Informationen, Entwicklung und Kritik zum Shopping-Tag

Der große Rabatttag findet einmal jährlich statt. Dieses Jahr fällt der Black Friday auf den 24. November 2023, der Cyber Monday ist demnach am 27. November. Viele Händler weiten die Angebote sogar auf eine ganze Woche aus: dann wird von der Black Week bzw. der Cyber Week gesprochen.

Woher kommt der Black Friday?

Die Tradition des Black Friday, der im Einzelhandel das Vorweihnachtsgeschäft einläutet, stammt aus den USA. Dort ist der vierte Freitag im November als Brückentag nach Thanksgiving der Shopping-Tag schlechthin. Viele US-Bürgerinnen und Bürger nehmen sich an diesem Tag frei, um sich vom Thanksgiving-Festmahl zu erholen, mit der Familie shoppen zu gehen und erste Weihnachtseinkäufe zu erledigen. So stiegen die Konsumausgaben an diesem Tag in den USA in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter an.

Bereits seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts nutzen Händlerinnen und Händler diesen Ritus des freien Familientags nach Thanksgiving und befeuern mit kräftigen Rabatten, Sonderangeboten und Werbegeschenken den Run der Verbraucherinnen und Verbraucher auf begehrte Waren. Als Antwort auf die Rabattschlacht in den Einkaufszentren etablierten die Onlinehändler Anfang der 2000er den Cyber Monday.

Black Friday in Deutschland

Auch wenn Thanksgiving in Deutschland kein Feiertag ist, findet der Black Friday auch hierzulande seit Anfang der 2000er immer mehr Interessenten. Das liegt unter anderem daran, dass es seit dem Ende von Sommer- und Winterschlussverkauf in den frühen 2000ern für Schnäppchenjäger in Deutschland keine zeitlich begrenzte und immer wiederkehrende Jagdsaison mehr gab.
Gleichzeitig wurde die Rabattschlacht um das Thanksgiving-Wochenende durch TV, Internet und vor allem Social Media immer bekannter. Die US-amerikanischen Online-Riesen brachten den Black Friday schließlich nach Deutschland. Mittlerweile sind Black Friday und Cyber Monday längst zu einer festen Größe im deutschen Einzelhandel geworden: 96% der Deutschen kennen den Begriff heute.

Warum wird der Black Friday kritisiert?

Nicht alle verfallen beim Gedanken an den Black Friday Sale in Euphorie. Immer häufiger tauchen auch kritische Stimmen auf. Als Gegenbewegung zum Black Friday wurde daher der „Kauf-Nix-Tag“ ins Leben gerufen, der dieses Jahr am 25. November stattfindet und zum freiwilligen Konsumverzicht für 24 Stunden aufruft. Aber aus welchen Gründen kehrt so mancher dem Black Friday den Rücken?

Kurze Freude

Auf Schnäppchenjagd zu gehen, kann großen Spaß machen. Entscheidet man sich für einen Kauf, wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, das für einen euphorischen Gefühlszustand sorgt. Dieser hält allerdings nicht lange an – insbesondere dann, wenn es sich um einen Spontankauf handelt.

Wenn man langfristiges Glück anstrebt, sollte man viel eher überlegen, was für ein Leben man führen möchte und welche Sparziele sich daraus ergeben. Das kann für den einen eine schöne Reise oder eine Aus- oder Weiterbildung sein, für jemand anderen der Kauf einer Immobilie. Mit Ihrem Sparziel vor Augen wird es einfacher den ein oder anderen Impulskauf sein zu lassen und zum monatlichen Geldsparen überzugehen.

Tatsächliche Rabatte oft geringer

Kritiker weisen häufig darauf hin, dass die Rabatte am Black Friday in Wahrheit nicht so groß sind, wie Händler angeben. Das kann zum einen daran liegen, dass Preise einige Wochen vor dem Black Friday extra angehoben werden, um sie dann großzügig reduzieren zu können. Teilweise wird der Rabatt auch auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers (UVP) bezogen. Längst nicht alle Händler verkaufen ihre Produkte aber zu diesem Preis. Online-Vergleichsportale gehen davon aus, dass der durchschnittliche Preisnachlass am Black Friday zwischen 5 und 11% liegt.

Drohende Schuldenfalle

Heute wird am Black Friday zum großen Teil online gekauft. Mit nur wenigen Klicks ist der Kauf abgeschlossen – und so wird es auch immer einfacher, Schulden zu machen. Für Jugendliche ist das Risiko besonders groß: jeder Fünfte zwischen 14 und 29 Jahren ist verschuldet. Das ergab die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ aus dem Jahr 2022.

Teilweise können Sie Ihre Ware sogar direkt erhalten und erst später bezahlen. „Buy now, pay later“ nennt sich diese Bezahloption von Zahlungsdienstleistern wie PayPal und Klarna. Was verlockend klingt, kann zum Problem werden, wenn man den Überblick über die Ausgaben verliert, sich verkalkuliert oder die Raten nicht zahlen kann. In diesem Fall drohen hohe Gebühren oder Zinsen. Fast jeder Dritte, der schon einmal Ratenzahlung oder „Buy now, pay later“ genutzt hat, musste laut einer aktuellen Schufa-Umfrage bereits Mahngebühren zahlen. Daher sollten Sie auch beim Black Friday Shopping diese Bezahloption meiden und sich gründlich über die Bedingungen der Zahlungsanbieter informieren.

Hoher Konsum schadet Umwelt und Klima

Ganz gleich ob Mode, Unterhaltungselektronik oder Möbel und Deko – unser Konsumverhalten hat Folgen für die Umwelt. Mit der zunehmenden Produktion steigt nicht nur der Rohstoffbedarf, sondern auch der CO2-Ausstoß durch Produktion und Verpackung, Transport und Nutzung der Waren. Für die Produktion eines Smartphones werden z. B. knapp 57 Kilogramm CO2 und andere Treibhausgase ausgestoßen. In der Black Friday Woche werden laut „Transport and Environment“ 1,2 Millionen Tonnen CO2 durch LKWs freigesetzt, die bestellte Pakete zu Depots und Läden in ganz Europa bringen. Das sind 94% mehr als in einer durchschnittlichen Woche. Außerdem wächst der Müllberg, da viele Dinge gekauft und schon nach kurzer Lebensdauer wieder entsorgt werden.

Die ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen, die wir Menschen jährlich nachfragen, übersteigen schon lange das, was die Erde in diesem Jahr regenerieren kann. Zum Beispiel können Wälder und Ozeane nicht so viel CO2 absorbieren, wie wir ausstoßen und es wachsen weniger Bäume nach, als wir abholzen. Der sogenannte Erdüberlastungstag tritt Jahr für Jahr früher ein: Zeit, das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen!

Tipp

Kennen Sie Ihren eigenen ökologischen Fußabdruck?
Mit unserem CO2-Rechner können Sie in wenigen Schritten Ihre persönliche jährliche CO2-Bilanz bestimmen.

Für wen lohnt sich der Black Friday?

Wer ohnehin eine bestimmte Investition plant, für den kann der Black Friday perfekt sein, um sich den lang gehegten Wunsch zu einem günstigen Preis zu erfüllen. Sei es der neue Fernseher, die dringend benötigte Wohnzimmercouch oder Winterkleidung für die Kinder – mit etwas Glück können Sie bei ohnehin benötigten Dingen sparen. Häufig verleiten die Rabatte allerdings dazu, Dinge zu kaufen, die man nicht unbedingt braucht. Auf diese Weise werden Ressourcen verschwendet und Sie geben unnötig Geld für Dinge aus, die Sie möglicherweise niemals nutzen.

6 Tipps für bewussten Konsum am Black Friday

Einkaufsliste schreiben

Notieren Sie sich schon vor dem Black Friday, welche Dinge Sie benötigen und auf welche Angebote Sie besonders achten möchten. So geraten Sie weniger in Versuchung, Dinge zu shoppen, die Sie eigentlich nicht brauchen.

Preise vergleichen

Mit dieser Einkaufsliste können Sie ganz einfach die Preise verschiedener Händler vergleichen und so die wirklichen Schnäppchen finden. Notieren Sie dazu schon einige Wochen vor dem Shopping-Event die durchschnittlichen Preise und Angebote. Preisvergleichsseiten helfen dabei. So können Sie die Preisentwicklung bis zum Black Friday beobachten.

Überzogene Rabatte enttarnen

Betrachten Sie die Preisentwicklung einiger Produkte schon vor dem Black Friday, können Sie Fantasierabatte und unseriöse Deals enttarnen. Bedenken Sie: Ein Preisnachlass von mehr als 50% bedeutet für den Händler in der Regel ein Minusgeschäft und ist somit mehr als unwahrscheinlich. Wenn Sie feststellen, dass vermeintliche Schnäppchen tatsächlich keine sind, da die Preise vor der Black Friday extra angehoben wurden oder die Rabattierung sich auf den UVP bezieht, können Sie im Zweifel die Finger davonlassen.

Impulskäufe vermeiden

Die Uhr tickt, die Lagerbestände leeren sich – unaufhörlich läuft der Countdown gegen Null. Aus Angst den besten Deal zu verpassen, schlägt man doch noch schnell zu. Meist bemerkt man erst im Nachgang, dass man auf Grund der starken Rabattierung gekauft hat und nicht, weil das Produkt schon ewig auf der eigenen Einkaufsliste stand. Lassen Sie sich von diesen Marketing-Tools nicht unter Kaufdruck setzen!

Als Faustregel gilt: bei kleinen Anschaffungen sollten Sie sich ca. 10 Minuten und bei größeren 30 Tage Zeit nehmen, um den Kauf zu überdenken. Besteht der Kaufwunsch nach dieser Zeit noch, können Sie das Produkt kaufen.

Gebrauchtes in Betracht ziehen

Bevor Sie ein neues Produkt kaufen, dessen Herstellung viele Ressourcen verbraucht, sollten Sie überlegen, ob Sie es auch von Freunden oder Familie leihen oder gebraucht kaufen können. Auf Flohmärkten oder Onlineverkaufsplattformen lassen sich häufig neuwertige Produkte zu guten Preisen shoppen. Sie können sich auch vornehmen, für jedes neu gekaufte Teil ein altes zu verkaufen.

Erlebnisse statt Materialismus

Das einzige Ziel des Black Friday ist es, die Verkäufe anzukurbeln. Dabei kann man das eigene Geld auch auf andere Weise ausgeben. Wie wäre es mit einer schönen Reise oder einem Tagesausflug? Oft zehren wir von Erlebnissen länger als vom Konsum materieller Dinge, weil wir unseren Horizont erweitern und Erinnerungen schaffen. Auch Spenden für ein Herzensprojekt oder die Investition in die eigene Bildung sind tolle Möglichkeiten, das eigene Geld sinnvoll einzusetzen.

Schnäppchen auf Kosten der Umwelt

Eins ist klar: Der Black Friday fördert den ungehaltenen Konsum, der negative Folgen für Umwelt und Klima hat. Sicherlich können Sie mit der richtigen Taktik am Black Friday ein lang ersehntes Produkt zu einem günstigen Preis ergattern.
Im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt es sich aber, auf den ein oder anderen Kauf zu verzichten – oder alternativ gewünschte Produkte zu leihen, zu mieten oder als Gebrauchtware zu kaufen.
Konsumverzicht schont nicht nur die Umwelt, sondern ermöglicht es Ihnen auch, Ihre individuellen Sparziele zu verfolgen und kontinuierlich Vermögen aufzubauen.

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