So bleibst du als Mutter finanziell unabhängig

14.03.2023 – Teilzeitfalle & Gender Gaps: Hier erfährst du, wie du als Mutter trotzdem finanziell unabhängig bleiben kannst.

Ein Mädchen mit einem roten Fahrradhelm küsst ihre Mutter auf den Mund

Finanzen sind Familiensache?

Eine Familie zu gründen, ist für viele ein Lebenstraum. Erfüllt er sich, steht der Nachwuchs im Mittelpunkt: Und das ist auch gut so. Aber aufgepasst: Auch wenn nun andere Dinge im Fokus stehen, solltest du in eurer Familie auf eine faire Verteilung der Finanzen achten. Denn wer zu Hause beim Kind bleibt und den Haushalt erledigt, verliert oft die finanzielle Unabhängigkeit.

Meist sind es Frauen, die dabei in die Finanzfalle tappen. Die gute Nachricht: Als werdende Eltern könnt ihr einiges tun, damit es nicht so weit kommt. Der Staat unterstützt dich zum Beispiel mit Basiselterngeld, ElterngeldPlus und dem Partnerschaftsbonus, um finanzielle Lücken zu schließen und dir bei der Organisation von Arbeit und Familie mehr Flexibilität zu ermöglichen. Zudem erhältst du für bestimmte Zeiten der Kinderbetreuung einen Ausgleich durch sogenannte Entgeltpunkte für dein Rentenkonto.

Mütter und Finanzen? Das sind die harten Fakten

Frauen in Deutschland erhielten 2021 durchschnittlich 34% weniger Rente als Männer.1 Das ist zwar schon eine Verbesserung – immerhin betrug diese Rentenlücke 2015 noch 53% (!) – aber diese sogenannte Rentenlücke ist immer noch zu groß. Das hat mehrere Gründe und hängt oft mit der Familienplanung zusammen:

  • Frauen, insbesondere Mütter, arbeiten nicht nur überdurchschnittlich oft in Teilzeit und unter ihrem Qualifizierungsniveau, sondern erhalten darüber hinaus für die gleiche Arbeit meistens noch weniger Geld als ihre männlichen Kollegen.
  • Viele Mütter arbeiten – meist anders als die Väter – jahre- oder sogar jahrzehntelang in Teilzeit und zahlen dadurch über einen langen Zeitraum weniger in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
  • Zwei Drittel aller in Teilzeit arbeitenden Frauen in Deutschland sind sich sicher, dass sie später nicht von ihrer eigenen Rente leben können.2 Damit liegen sie wahrscheinlich gar nicht so falsch, wenn man bedenkt, dass die Rentenhöhe von Frauen durchschnittlich ca. 807€ beträgt.

7 Tipps, wie du die Finanzfalle umgehen kannst

1

Sorgt mit einem Fifty-fifty-Modell für Fairness

Sprich frühzeitig mit deinem Partner darüber, wie ihr die Arbeit zu Hause und im Beruf gleichberechtigt aufteilen wollt – am besten noch vor der Geburt des ersten Kindes. Seid dabei ehrlich und offen miteinander.

2

Geh deinen eigenen Gender-Pay-Gap an

Das Gehaltsgefälle (Gender-Pay-Gap) ist nicht unbedingt ein Familienthema. Die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern gilt allerdings als einer der Hauptgründe, warum eine gerechte Aufteilung der Elternzeit schwierig ist. 2021 verdienten Frauen in Deutschland immer noch rund 18% weniger als Männer. Davon sind also nicht nur Mütter betroffen – auch Frauen, die keine Kinder bekommen wollen oder können, sollten sich dafür einsetzen, fair bezahlt zu werden.

Hast du das Gefühl, zu wenig Gehalt zu bekommen und möchtest für gleiche Arbeit auch gleiches Geld erhalten? Wenn du in einem Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden arbeitest, kannst du von deinem Arbeitgeber dein Recht auf Lohn-Auskunft nach dem Entgelttransparenzgesetz einfordern. Stellst du daraufhin fest, dass Kolleg:innen mehr Geld bei gleicher Arbeit erhalten, nimm dieses Wissen mit in deine nächste Gehaltsverhandlung und fordere ein angemesseneres Gehalt. In den meisten Fällen ist es allerdings nicht sinnvoll, mehr Geld zu verlangen, nur weil eine andere Person mehr bekommt – ganz gleich, ob Mann oder Frau. Überlege dir lieber, warum du es verdient hast, mehr zu bekommen.

Weitere Tipps für deine Gehaltsverhandlung:

  • Informiere dich vorher darüber, wieviel Kolleg:innen in vergleichbaren Positionen verdienen – das Entgelttransparenzgesetz gilt nicht für jedes Unternehmen.
  • Dokumentiere deine Leistungen, zum Beispiel einen erfolgreichen Projektabschluss, und nutze sie als Argument für deine Forderung.
  • Apropos Forderung: Stelle deine Gehaltsforderung klar und selbstbewusst – du weißt, was du geleistet hast.
  • Überlege dir, was passiert, wenn du mit deinen Forderungen auf Granit beißt: Gibt es andere Benefits, wie mehr Urlaubstage, Zuschüsse zum Jobticket, Sportangeboten oder zur Kinderbetreuung, die du verhandeln möchtest?


Du bist trotz guter Argumente und Kompromissbereitschaft mit dem Gegenangebot deines Arbeitgebers nicht zufrieden? Dann kannst du dir überlegen, den Job zu wechseln und bei deinem neuen Arbeitgeber neue Konditionen aushandeln. Viele nutzen einen Jobwechsel als Möglichkeit für eine Gehaltserhöhung.

3

Überwindet gemeinsam veraltete Rollenklischees

Auf dem Weg zum fairen Familienmodell stehen einem oft die eigenen Einstellungen und Vorurteile im Weg. Schließlich sind dein Partner und du wahrscheinlich mit bestimmten Rollenbildern und -erwartungen aufgewachsen, die sich nur mit Mühe abschütteln lassen.

Auch deshalb ist es gut, so früh und so offen wie möglich über die gemeinsame Lebensplanung zu reden und gemeinsam zu reflektieren. Mach dir klar, was deine Bedürfnisse sind und was du dafür brauchst und was deine Erwartungen an deinen Partner sind. Aber vor allem: Trau dich, deine Meinung und die Spielregeln später nochmal zu ändern. Mit einem Kind ist nichts mehr so, wie es vorher war. Nur, weil ihr einmal beschlossen habt, wer zu Hause bleibt, muss es nicht für immer so bleiben.

4

Gleicht Care-Arbeit finanziell aus

Möchte einer von euch sowieso mehr Zeit mit eurem Kind verbringen? Oder lässt eure wirtschaftliche Situation auch mit viel Kreativität und gutem Willen einfach keine gerechte Aufteilung der Elternzeit zu? In diesem Fall ist es nur fair, wenn der oder die Besserverdienende die finanzielle Lücke bei der anderen Person ausgleicht und zum Beispiel in die Altersvorsorge investiert, damit im Alter keine größere Rentenlücke entsteht.

Folgende Arten der Altersvorsorge bieten sich beispielsweise an:

5

Verteilt die finanziellen Ausgaben gerechter

Als Familie entscheidet ihr selbst, wie ihr euer Geld ausgebt. Ihr könnt also als Paar eure eigene kleine Utopie leben – und „umverteilen“. Teilt eure gemeinsamen Ausgaben, also auch die Ausgaben fürs Kind, prozentual so auf, wie sich euer Verdienst zueinander verhält. Achtet darauf, dass keine unerwünschte Machtdynamik entsteht, und ihr es als das seht, was es ist: ein Instrument für mehr finanzielle Gerechtigkeit.

6

Behandelt Mental Load als Teil des Workloads

Der Begriff „Mental Load“ beschreibt die mentale Belastung, die durch das Planen und Koordinieren aller alltäglichen Aufgaben im Haushalt, bei der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen entsteht. Oft wird diese Belastung nicht ernst genommen. Schlimmer noch: Sie wird als selbstverständlich wahrgenommen und bleibt damit unsichtbar. Dabei ist sie durchaus mit der Belastung am Arbeitsplatz (Workload) vergleichbar.

Neben der sichtbaren Mehrfachbelastung – schließlich ist man managende und ausführende Person in einem – frisst der Mental Load Zeit und Energie, die dann für das berufliche Fortkommen oder die Organisation der eigenen Altersvorsorge fehlen. Nicht selten führt die Überlastung durch Mental Load zu Burn-out-ähnlichen Symptomen.

7

Verschaff dir einen Überblick über deine Finanzen

Jetzt kennst du die Fakten: Es kann sein, dass du dich im Alter nicht mehr selbst finanzieren kannst. Mach dir also jetzt schon Gedanken, wie du dir am besten helfen kannst. Beantworte dir selbst die folgenden Fragen: Was sind meine Einnahmen, was meine Ausgaben? Wie viel kann ich im Monat zurücklegen und wie investiere ich mein gespartes Geld? Verschaff dir einen Überblick über deine Finanzen, bereite dich vor und mach dir einen Finanz-Plan.

Solltest du Unterstützung brauchen, kannst du dich gerne von unseren Expert:innen beraten lassen.

Häufige Fragen zur finanziellen Unabhängigkeit von Müttern

Noch Fragen? Dann findest du hier die Antworten.
  1. 1

    Quellen: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut: Durchschnittliche Rentenhöhe von Frauen und Männern 2021

  2. 2

    Quelle: DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung GmbH 2018