Deutschland – Auftragseingänge fallen deutlich

Wie nach den zuletzt schwachen Stimmungsindikatoren zu befürchten, sind die deutschen Auftragseingänge im August deutlich gefallen.

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Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

07.10.2024

Auch wenn das Minus von 5,8% gegenüber dem Vormonat teilweise auf eine geringere Anzahl von Großaufträgen zurückzuführen ist, bestätigen die heutigen Daten, dass sich die Nachfrage nach Industriegütern aus Deutschland weiter abgeschwächt hat. Dies spricht dafür, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte allenfalls stagniert. Mit einer Belebung ist erst im kommenden Jahr zu rechnen, und auch diese dürfte sehr verhalten ausfallen.

Eine wirkliche Überraschung ist diese schwache Zahl nicht. Denn das Ifo-Geschäftsklima und der Einkaufsmanagerindex für die Industrie hatten mit ihrem Rückgang im September bereits signalisiert, dass die Geschäfte zuletzt eher noch schlechter liefen. Natürlich gibt es einige Punkte, die das deutliche Minus gegenüber dem Juli etwas relativieren: So wurden die Zahlen für den Juli nach oben revidiert. Zudem gibt es während der Sommerferien immer wieder kräftige Ausschläge, und ein Teil des Minus ist auf eine geringere Zahl an Großaufträgen zurückzuführen, die die Produktion kurzfristig kaum beeinflussen, da sie häufig mit einer beträchtlichen zeitlichen Verzögerung und über einen längeren Zeitraum abgebarbeitet werden. Allerdings steht auch für die Kerngröße ohne Großaufträge gegenüber dem Vormonat ein deutliches Minus von 3,4% zu Buche, womit die sich in den vergangenen Monaten andeutende Stabilisierung der Auftragseingänge erst einmal abgesagt ist.

Damit steigt das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft auch im dritten Quartal geschrumpft ist. Zwar ist bei den morgen anstehenden Zahlen zur Industrieproduktion – nach einem schwachen Juli – mit einem recht deutlichen Plus zu rechnen, weil die Autoproduktion infolge von Verschiebungen der Werksferien wohl deutlich zugelegt hat. Für das dritte Quartal insgesamt ist aber für die Industrie mit einem Minus zu rechnen. Auch für das vierte Quartals ist kaum mit einem Plus zu erwarten. Zwar spricht insbesondere der nachlassende Effekt der weltweiten Zinserhöhungen dafür, dass sich die Konjunktur im kommenden Jahr wieder beleben wird. Wegen der vielen strukturellen Schwachpunkte der deutschen Wirtschaft und der wahrscheinlich weiterhin schleppenden Nachfrage aus dem wichtigen Exportmarkt China ist aber allenfalls mit einer moderaten Belebung zu rechnen.

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