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13. Mai 2009

Commerzbank-Studie:Mittelstand unterschätzt Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt

• Gegen den demografischen Trend: Fokus auf Rekrutierung und Qualifizierung junger Mitarbeiter

• Nur die Hälfte der Arbeitgeber können Mitarbeiter problemlos bis 67 beschäftigen

• Absatzstark: 90 Prozent der Unternehmen stellen sich auf den Wachstumsmarkt älterer Konsumenten ein

Mittelständische Unternehmen in Deutschland tun zu wenig für den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit ihrer älter werdenden Belegschaften. Dies belegt die aktuelle Studie der Commerzbank-Initiative UnternehmerPerspektiven mit dem Titel "Abschied vom Jugendwahn - Unternehmerische Strategien für den demografischen Wandel". Für die Studie befragte TNS Infratest von November 2008 bis Januar 2009 über 4.000 mittelständische Unternehmer.

Konzentration auf Qualifizierung junger Mitarbeiter

Zwar halten sich bei den meisten Unternehmen derzeit jüngere und ältere Mitarbeiter die Waage, allerdings ist über die Hälfte der Beschäftigten zwischen 30 bis 50 Jahre alt. In zehn bis fünfzehn Jahren haben diese Mitarbeiter ein aus heutiger Sicht für die weitere Beschäftigung problematisches Alter erreicht. Denn lediglich 52 Prozent der befragten Unternehmen halten eine Beschäftigung bis 67 im eigenen Unternehmen für möglich, zwölf Prozent nur nach weitreichenden Anpassungen der Arbeitsprozesse. Mehr als ein Drittel sieht gar keine Möglichkeit, Mitarbeiter bis 67 zu beschäftigen. Das ergab die am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie.

Eine mögliche Ursache hierfür ist die mangelnde Bereitschaft der Unter-nehmen, in Qualifizierungsmaßnahmen ihrer älteren Mitarbeiter zu investie-ren: Auf die Frage, wie sie sich personalpolitisch auf die absehbaren Folgen des demografischen Wandels vorbereiten, verweisen 85 Prozent der mittel-ständischen Geschäftsführer auf Weiterbildungsmaßnahmen für jüngere Mitarbeiter. Allerdings sehen nur 44 Prozent die Notwendigkeit, auch ältere Mitarbeiter weiter zu qualifizieren. Laufbahn- und Karrieremodelle für die Altersgruppe über 50 bieten sogar nur elf Prozent der Unternehmen. Insbe-sondere Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern konzentrieren sich auf die Gewinnung junger Talente. Der kleinere Mittelstand sorgt noch am ehes-ten für Beschäftigungseffekte in der Altersgruppe ¿50 Plus¿.

"Der derzeitige wirtschaftliche Ausnahmezustand darf nicht den Blick auf die Strukturprobleme verstellen, die nach der Krise bestehen werden. Wenn wir uns also Gedanken machen, wie wir den Abschwung verarbeiten, müssen wir nach Lösungen suchen, wie wir den nachfolgenden Aufschwung meistern", kommentiert Markus Beumer, Mitglied des Vorstands der Commerzbank und zuständig für das Mittelstandsgeschäft, die Studienergebnisse. Ein Schwerpunkt hierbei bleibe sicherlich die Qualifizierung der Mitarbeiter, aber in allen Altersgruppen.

Neues Bild vom Alter zeichnen

Damit ältere Mitarbeiter länger beschäftigt und besser integriert werden können, fordern mittelständische Unternehmer ein gesellschaftliches Umdenken und die Zusammenarbeit aller Sozialpartner. 84 Prozent halten einen vorurteilsfreien Umgang der Generationen untereinander und 77 Prozent eine Abkehr vom "Jugendwahn" für unerlässlich. Auch die Erwerbstätigen selbst seien in der Pflicht: Über drei Viertel der befragten Mittelständler verlangen eine größere Bereitschaft, im höheren Alter zu arbeiten und zu lernen. Mehr staatliche Unterstützung für die Beschäftigung älterer Mitarbeiter hingegen fordern die Unternehmen eher selten.

"Dass wir weltweit eine der am schnellsten alternden Gesellschaften sind, birgt auch eine große Chance. Wenn die deutsche Wirtschaft sich frühzeitig auf die Bedürfnisse Älterer einstellt, kann sie im internationalen Wettbewerb zum Vorreiter und Marktführer aufsteigen", sagt Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. "Die Botschaft lautet: Es bringt Gewinn, die vielen gut ausgebildeten älteren Arbeitskräfte im Betrieb zu halten und stetig weiter zu qualifizieren. Und die steigende Zahl älterer Kunden ist ein Wachstumsfaktor, den wir besser nutzen müssen. Sie suchen Produkte, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind", so die Schirmherrin der Studie weiter.

Ältere Menschen als Konsumentengruppe im Visier

Während die Studie einerseits Defizite beim Personalmanagement aufzeigt, sind die Unternehmen im Hinblick auf ihre Absatzmärkte weitaus aktiver: Bereits 90 Prozent der im Endverbrauchergeschäft tätigen Unternehmen haben Produkte und Marketing den veränderten Bedürfnissen ihrer wachsenden älteren Klientel angepasst. Auch wissen sie, dass stereotypes Seniorenmarketing nicht den Bedürfnissen und Ansprüchen eines älteren Kundenkreises gerecht wird. "Jetzt kommt es darauf an, die Flexibilität, die man auf den Absatzmärkten an den Tag legt, auch im Personalwesen einzusetzen und sich auf anstehende demografische Gegebenheiten vorzubereiten", fasst Markus Beumer zusammen.

Die Initiative UnternehmerPerspektiven und die Studien

UnternehmerPerspektiven ist eine Initiative der Commerzbank. Ihr Ziel ist es, einen Raum für Themen zu schaffen, die Unternehmen aktuell bewegen. Grundlage sind repräsentative Umfragen bei 4.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Die Studienergebnisse werden mit Wirtschaft, Verbänden, Politik und Wissenschaft diskutiert, um Verständnis füreinander zu schaffen und tragfähige Lösungsansätze für die Herausforderungen des Mittelstands zu entwickeln.

Die vollständige Studie sowie weitere Informationen zur Initiative finden Sie unter www.unternehmerperspektiven.de.

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