Börsenweisheit auf dem Prüfstand,
„Greif’ nie ins fallende Messer!” – guter Rat oder verpasste Chance?

14.08.2024 – Aktien im Kurssturz werden „fallende Messer” genannt und sollen laut Börsenweisheit nicht gekauft werden. Stimmt das oder verpassen Sie so mögliche Gewinne?

Erklärung,
Was ist ein „fallendes Messer” an der Börse?

Der Spruch „Greife nie in ein fallendes Messer” – oder „Never catch a falling knife”, wie er im Englischen heißt –, gehört zu den bekanntesten Börsenweisheiten.

Der Rat ist simpel: Von einer Aktie, die günstig erscheint, weil sie gerade einen Abwärtstrend hinter sich hat, sollte man besser die Finger lassen. Denn wer weiß, ob sie überhaupt schon ihren Tiefpunkt erreicht hat?

Kauft man dennoch und die Aktie stürzt weiter ab, drohen Verluste. Mit dem „fallenden Messer” ist also die Aktie nach einem Kurssturz gemeint. Versucht man dieses Messer zu fangen und erwischt es im falschen Moment – bzw. an der falschen Stelle –, verletzt man sich möglicherweise!

Aber stimmt das? Und wie erkennt man überhaupt, ob eine Aktie ihren Tiefpunkt bereits erreicht hat und wieder steigt?

Was spricht für den Börsenmythos – und was dagegen?

Wie bei allen Börsenweisheiten handelt es sich auch bei „Greife nie in ein fallendes Messer” um eine Pauschalaussage – und so einfach funktioniert die Börse leider nicht: Zu viele Faktoren beeinflussen das Steigen und Fallen von Aktienkursen, eindeutige Prognosen lassen sich kaum treffen.

Andererseits basieren Börsenweisheiten oft auf der Erfahrung von Anlegern und können daher durchaus einen wahren Kern enthalten. Verhält es sich so vielleicht auch beim „fallenden Messer”?

Eine statistische Untersuchung des Research Institutes „Flossbach von Storch” legt zumindest nahe, dass man bei fallenden Aktien mindestens vorsichtig sein sollte:

  • Die Untersuchung analysierte über 900 Aktien. 40% davon waren als „fallende Messer” definiert worden.
  • In vielen Fällen stürzten die Kurse nach einem ersten Einbruch noch weiter ab.
  • In einigen Fällen konnte durch richtiges Timing eine Outperformance erzielt werden – das heißt, die Aktien erholten sich und entwickelten sich besser, als der Vergleichsindex –, der Effekt hielt aber größtenteils nur kurze Zeit an.

Zudem zeigt sich, dass es vor allem Qualitätsunternehmen mit hoher Profitabilität sind, die sich nach einem Kurssturz wieder erholen – aber auch hier gibt es keine Garantien.

Also: Was bringt die Börsenweisheit nun?

„Greife nie in ein fallendes Messer” sagt, man solle erst dann wieder in eine Aktie investieren, wenn ihr Kurssturz vorbei ist und sie sich wieder erholt, denn eine anschließende Wertsteigerung kann Gewinne bedeuten. Doch woher weiß man, dass die Talfahrt beendet ist oder ob – und wenn ja, wann – ein Unternehmen sich wieder erholt?

Hier liegt der Knackpunkt: Man kann es nicht wissen! Und das macht die Börsenweisheit zwar nicht falsch – aber auch nicht unbedingt hilfreich. Nur das Prinzip, an der Börse nicht vorschnell und überstürzt zu handeln, kann dieser Weisheit als guter Tipp entnommen werden.

Was Sie als Anleger tun können

Börsenweisheiten können zum Nachdenken anregen oder Inspiration bieten – aber Ihre Anlageentscheidungen sollten Sie auf anderer Grundlage treffen. Zwei Tipps, wie Sie dabei vorgehen können:

Tipp 1: ,

Hören Sie auf Experten statt auf Sprichwörter

Es braucht Erfahrung, um erkennen zu können, ob ein Aktienkurs eher steigen oder fallen wird. Von dieser Erfahrung können Sie profitieren: Auf unserer Aktien-Seite finden Sie aktuelle Anlageempfehlungen und Aktien-Ideen unserer Anlagestrategen.

Tipp 2: ,

Investieren Sie in Aktiensparpläne

Ob ein Aktienkurs fällt oder steigt und wann das richtige Timing für den Einstieg ist – um all das müssen Sie sich bei einem Aktiensparplan gar nicht kümmern. Hier profitieren Sie nämlich vom sogenannten Durchschnittskosteneffekt und kaufen so bei fallenden Kursen günstiger ein. Dann ist es auch nicht schlimm, wenn aus einer Aktie mal ein fallendes Messer wird! Für den Einstieg brauchen Sie lediglich ein Depot.